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  • AutorenbildJan Koltze

Tarifflucht der Thalia-Buchhandlungen: „Faire Tarifverträge sind eine Frage des Respekts“

Im Zuge des Tarifkonflikts im Einzelhandel protestieren die Beschäftigten der Thalia-Buchhandlungen in Hamburg heute erneut gegen den Ausstieg aus dem Branchentarifvertrag, den das Unternehmen im Januar erklärt hatte. Dieser soll Anfang 2022 wirksam werden. An der Kundgebung der Gewerkschaft ver.di nimmt heute auch Jan Koltze, Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion für Arbeit und Gewerkschaften, teil und bringt die Solidarität der SPD-Bürgerschaftsfraktion mit den Beschäftigten zum Ausdruck:



„Die Tarifflucht von Thalia ist ein Skandal. Die Begründung der Geschäftsführung, man wolle flexibler werden, ist fadenscheinig, denn auch mit Tarifverträgen ist ausreichend Flexibilität möglich, wie die tägliche Praxis in tausenden Unternehmen vielfach beweist. Wir fordern die Unternehmensleitung des Thalia-Konzerns daher mit Nachdruck auf, die Tarifflucht zurückzunehmen und in der Tarifbindung zu bleiben. Wir stehen an der Seite der Beschäftigten. Alle Statistiken zeigen uns, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne in Unternehmen mit Tarifbindung langfristig besser sind, als in jenen ohne Tarifregelung. Länger arbeiten für weniger Geld, das ist die Regel in tariflosen Unternehmen. Deshalb sind faire, verbindliche Tarifverträge auch eine Frage des Respekts. Wer sie verweigert, verweigert seinen Beschäftigten den Respekt, den sie verdienen.

Als SPD wollen wir die Blockademöglichkeiten der Arbeitgeber gegen die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen reduzieren. Wir wollen die Mitgliedschaft von Unternehmen in Arbeitgeberverbänden ohne Tarifbindung zurückdrängen und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge Tariftreue als Kriterium festschreiben. In Hamburg haben wir eine solche Regelung schon vor mehreren Jahren eingeführt, die es nun weiter zu schärfen und auszuweiten gilt. Doch dieser notwendige Schritt ist im Bund nicht gegen die Blockadehaltung von CDU und CSU durchsetzbar. Damit wird die anstehende Bundestagswahl auch zu einer Richtungsentscheidung über den Respekt vor guter Arbeit, Arbeitsrechte und letztlich über die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft und ihrer Grundsteine der Tarifbindung, der Mitbestimmung und des sozialen Ausgleichs.“


Hintergrund


Die Thalia Bücher GmbH ist mit etwa 6.000 Angestellten Deutschlands größte Buchhandelskette. In Hamburg arbeiten rund 190 Beschäftigte in acht Filialen, die zur Tochter Thalia Buchhandlung Nord GmbH gehören. Sie waren bisher an den Tarifvertrag für den Hamburger Buchhandel gebunden. Die Konzernleitung hat im Januar erklärt, dass das Unternehmen die Tarifbindung verlassen wolle. Dieser Schritt wird aufgrund der Statuten des Arbeitgeberverbandes jedoch erst zum 1. Januar 2022 wirksam, so dass die Thalia-Beschäftigen noch an der aktuellen Tarifrunde für den Einzelhandel teilnehmen und für dessen Laufzeit unter den auszuhandelnden Tarifvertrag fallen werden.

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